7. Dezember 2024 – Feuertänze von Vladimir Valdivia
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Trübes Dezemberwetter begleitete die 16 Menschen, die in der Villa Wellentanz ein Konzert besuchten. Wila bot aber mit vielen weihnachtlich illuminierten Häusern eine Freude fürs Auge – gefolgt von der Freude für die Ohren, die der peruanische Pianist Vladimir Valdivia mit seinem Programm zu bieten wusste.
Der Gastgeber Jean-Pierre Kousz begrüsste das Publikum und den Pianisten mit gewohnt herzlichen Worten und überliess dem Musiker die Bühne und den Digitalflügel – Valdivia meinte während der Probe: „Wer Klavier spielen kann, kann auch auf diesem Instrument spielen“ – wovon er das Publikum dann auch überzeugte.
1970 geboren und aufgewachsen in Lima, besuchte er bereits mit fünf Jahren das Nationale Konservatorium für Musik und gab bald Konzerte in ganz Lateinamerika. 1989 besuchte er zum ersten Mal Deutschland und trat bald auch in Europa international auf – mit Soloprogrammen und mit renommierten Orchestern. Heute lebt Valdivia in Stuttgart.
Den ersten Teil des Konzerts bestritt Valdivia mit kleinen Stücken grosser Meister: Beethovens „Albumblatt für Elise“ und Rondo op. 51 Nr. 1, gefolgt von Schuberts Improptus D 935 Nr. 2 und D 899 Nr. 2, Chopins Nocturne op. 9 Nr. 2 und Liszts Consolation Nr. 3 – normalerweise hört man alle diese Stücke von begabten Klavierschülern; es ist dann schon ein besonderes Erlebnis, sie einmal von einem ausgewachsenen Pianisten zu hören. Valdivia spielte sie sehr liebevoll mit viel Gefühl und Rubato.
Im zweiten Teil brach dann das spanische Feuer aus – nicht umsonst hiess das Motto dieses Konzerts „Feuertänze“! Der Feuerreigen wurde durch Manuel Ponces Intermezzo eröffnet – und plötzlich schien ein ganz anderer Pianist am Digitalflügel zu sitzen. Spielte Valdivia zuvor mit slavisch anmutenden Intimität und Erzählfreude, entlockte er den Stücken nun die Leidenschaft und den Furor eines feurigen Latino – so entfachten Granados’ „Romanza Andaluza“, sowie Albénizs „Cuba“, „Malagueña“ und „Asturias“ (man mag sich noch an Chris Conzs Version im vorherigen Konzert erinnern) ihr Feuerwerk – bis der Pianist mit Manuel de Fallas „Feuertanz“ den Raum der Villa Wellentanz musikalisch endgültig in Brand steckte und mit einer fulminanten Coda endete. Der Applaus dankte es ihm entsprechend.
Mit der Zugabe wurde es überraschend intim: Valdivia verzauberte die Zuhörer mit einer eigenen Bearbeitung des Mittelsatzes aus Bachs 5. Klavierkonzert BWV 1056 und strahlte dabei die Gelassenheit und erlöste Ruhe eines buddhistischen Mönches aus; dem Rezensenten wurde ein Hörerlebnis vermittelt, das er bei Bach noch nie erlebt hatte: aus Bachs Musik schien Chopins Kaisernocturne op. 47 Nr. 1, gespielt von Artur Rubinstein, zu sprechen – es war der heimliche Höhepunkt des gesamten Konzerts.
Doch war damit das Feuerwerk noch nicht zu Ende: nach den Ohren wurden nun der Gaumen verwöhnt: Barbara Münch tischte aufwändig zubereitete Apéro-Häppchen auf: Auf selbstgebackenen Brotschnittchen lagen mit einer Zwiebelmischung gefüllte Fleischröllchen auf, was auf einhellige Begeisterung fiel. So klang dieses tolle Konzert mit kulinarischen Genüssen und schönen Gesprächen aus.
Trübes Dezemberwetter? Nein: Ein beglücktes Nachklingen des Konzerts im Herzen!
Bericht: René Kousz
Aufzeichnung des Konzerts