8. Februar 2025 – Metal mit Ophelia’s Eye – Eine Begegnung der dritten Art!

Heavy Metal?
Für den Reszendenten bis vor kurzem unvorstellbar – bis seine Nichte Corinne Ryter sich diesem Genre zuwandte: Welch ein Kontrapunkt zu ihrer bisherigen klassischen Oboe-Laufbahn, wo sie auf dem besten Weg zur Konzertmusikerin schien.

Und nun also Heavy Metal mit der Band „Ophelia’s Eye“, die sich im Jahr 2019 formierte und heute fünf Band-Mitglieder umfasst.

Wie es sich für einen gewissenhaften Berichterstatter der Villa Wellentanz gehört, besuchte ich nun auch DIESES Konzert, meine wohl grösste Herausforderung, da ich inzwischen zwar ein breites Musikspektrum liebe, bis jetzt aber nicht wirklich Heavy Metal auf dem Schirm gehabt habe. 

Kennenlernen durfte ich die Musiker bereits quasi on Backstage bei einem leckeren Abendessen, wozu sie und ich bei den Gastgebern Barbara Münch und Jean-Pierre Kousz eingeladen waren, nachdem die Ohren schon mal – noch in respektvollem Abstand – bei den Proben vorkosten konnten, was sie akustisch zu erwarten hatten. Bei sehr netten Plaudereien und Penne Bolognese ging das Präludium zu Ende.

Im Eventraum versammelte sich eine ausgewählte Runde von Musikliebhabern – Nachbarn, Freunde, Bekannte und Angehörige, um ein besonderes Klangerlebnis zu geniessen. Auf der Bühne türmte sich ein beeindruckendes Equipment, das die Erwartungen an einen kraftvollen Sound steigen liess: Verstärker, Soundgeräte, Mischpulte und sehr prominent ein ausgewachsenes Schlagzeug, umgeben von einem Plexiglas-Paravent. Die Stimmung war erwartungsvoll und man spürte direkt schon die Energie, die uns erwartete.

Nun hiess es also, den Gehörschutz einzusetzen, und Jean-Pierre Kousz begrüsste herzlich die Musiker, die hereintraten und ihre Plätze einnahmen.

Das akustische Feuerwerk begann: Jan Brasser (Vocals), Corinne Ryter und Noah Peier (Guitars), Sandro Suter (Bass) und Noé Beivi (Drums) stimmten das erste Stück „Worship Decay“ an.

Feuerwerk? Eine freundliche Untertreibung! Ein akustischer Orkan fegte über uns Zuhörer hinweg und setzte alle in Bewegung, alles Andere wurde völlig unwirklich – wechselvolle Takte, Klänge und Gesänge füllten den ganzen Raum und den ganzen Körper, der die Klänge nicht nur zu hören, sondern auch zu spüren bekam. Es war ein einziger Rausch aus neun Stücken, die alle vom Gitarristen Noah Peier komponiert worden sind. Inmitten des Orkans wehte plötzlich das balladenhafte „Letters“: Corinne und Jan sangen im Duett, begleitet von einem luftigen Klangteppich, geradezu träumerisch, einer unerwarteten Oase gleich.

Jan Brasser beherrscht alle drei Formen der für Heavy Metal typischen Stimmformen: Screaming (eine in Richtung Krächzen verzerrte Kopfstimme), Shouting (die für unbedarfte Hörer die noch vertrauteste Form) und Growling (tiefe verzerrte Töne, die durch eine besondere Atemtechnik erzeugt wird; es fühlt sich wie eine Weiterentwicklung und gezielte Intonierung des Aufstossens an); alles sehr ungewohnt anzuhören, aber wenn man sich darauf einlässt und es als eine Erweiterung des instrumentalen Spektrums nimmt, hört es sich immer stimmiger an, je länger man es auf sich wirken lässt. Corinne, Noah und Sandro begleiteten routiniert und sehr abwechslungsreich auf ihren E-Gitarren und Bass, da glich kein Stück dem anderen. Der Jüngste im Bunde am Schlagzeug, Noé, 19jährig, offenbarte ein phänomenales Repertoire an unterschiedlichen Taktfolgen und Schlägen, selbst ohne Ton wäre sein Auftritt nur schon optisch spektakulär – er ist einem versierten Jazz-Schlagzeuger ebenbürtig und hat nichts mit dem langweiligen Bum-Bum eines unbedarften Kommerzliedchen zu tun. Spätestens bei seinem Solo, das er selber komponiert hatte, wurde dies auf eindrücklichste Weise deutlich, wo er einen furiosen Tanz aufführte – welch Orgie an akustischen und optischen Reizen! Nach dieser akustischen Achterbahnfahrt beehrte und Ophelia’s Eye als Zugabe mit der Wiederholung von „Stay Close“. 

So wurde für den Rezensenten dieses Konzert zu einer Begegnung der Dritten Art: ein völliges Abtauchen in eine neue Welt, eine Begegnung mit sehr sympathischen Musikern, die einfach ihre Kunst leben wollen und inzwischen auch schon im Ausland auftreten durften. 

Heavy Metal: durch Led Zeppelin und Deep Purpe in den späten Sechzigerjahren angeteast, durch die aus Birmingham stammende Band Black Sabbath endgültig durch sein Album „Black Sabbath“ etabliert, gehört Heavy Metal heute zum breiten Spektrum der Musik – auch des Reszendenten?
Die Musiker der Ophelia’s Eye hatten sichtlich Freude am Auftritt des 8. Februars 2025; sie genossen die Intimität des Events und die Begeisterung des Publikums. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie den Weg in die Villa Wellentanz erneut finden werden – und der Reszendent dann ebenfalls, dann nicht mehr nur aus Ehr- und Pflichtgefühl!

Bericht: René Kousz
Foto: Jean-Pierre Kousz


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